Unsere Kooperative

Genossenschaftliches Wirtschaften in Kirgisistan

Kirgisistan ist eines der demokratischsten und gleichzeitig ärmsten Länder in Zentralasien. Von Hochgebirgen geprägt, liegt das Land an der berühmten Seidenstraße, welche China mit der Mittelmeerregion verbindet. Vor 150 Jahren haben sich in dieser malerischen Landschaft ukrainische Siedler niedergelassen, welche auch getrocknete Pflaumen als Reiseproviant mitbrachten. Diese alte Pflaumensorte wird bis zum heutigen Tag in der Region angebaut und so sind die heutigen Bäume „direkte Nachkommen“ aus der Siedlerzeit. Der Anbau liegt heute in den Händen von kleinbäuerlichen Bertrieben, die in Folge der postsowjetischen Bodenreform entstandenen sind. Von den Einheimischen wird die Pflaume liebevoll die „Ungarische“ genannt. Traditionell wird sie frisch vermarktet oder durch Trocknung im Sonnenschein haltbar gemacht.
 

Anbaugebiet und Anbau

Die Anbauregion zeichnet sich durch ihr kontinentales, subtropisches Klima aus, mit durchschnittlichen Niederschlägen zwischen 700 und 1000 mm pro Jahr. Klare, blaue Bergflüsse, gespeist aus Gletschern des nahen Tien Shan Gebirges, durchziehen das Land. Die Flüsse versorgen die Landwirtschaft mit Wasser und sind zusätzlich auch eine wichtige Energiequelle zur Stromversorgung. Das Kontinentalklima bietet in Höhen um die 1600 m gute Bedingungen zum ökologischen Anbau von Pflaumen. Die kalten Winter reduzieren den Schädlingsdruck und die Trockenheit im Sommer erschwert es den Pilzerkrankungen sich zu verbreiten.
Der Anbau erfolgt hauptsächlich in nahezu unberührten Bergdörfern in den Gärten der Bauern, auf einer Höhe von etwa 1500 - 1600 m. Die durchschnittliche Anbaufläche je Bauer liegt zwischen 0,1 - 0,5 ha. Durch die intensive Sonneneinstrahlung am Tag und die kühlen Hochgebirgsnächte entsteht ein einmaliges, köstliches Aroma, denn Säure und Süße werden durch die beschriebenen, klimatischen Bedingungen gleichzeitig entwickelt.
Chemisch produzierter Dünger oder nicht organische Pflanzenschutzmittel konnten sich in der abgelegenen Region nie richtig durchsetzen. Der Weg zu einer zertifizierten biologischen Produktion wird seit dem Jahr 2012 beschritten. Nach mehreren Jahren der Produktentwicklung, in denen die Verbesserung der Verarbeitungsprozesse im Vordergrund stand, wurden im Jahr 2017 die ersten zehn Tonnen Bio-zertifizierter, getrockneter Pflaumen nach Deutschland exportiert. Inzwischen ist die Produktion von etwa 800 Kleinbauern zertifiziert. Jährlich können Mengen von über 200 t exportiert werden.
 

Europäische Standards

Neben der EU-Bio-Zertifizierung sind die Bauern „Naturland“ zertifiziert. „Naturland“ ist der erste deutsche Anbauverband, der die Einhaltung von Sozialstandards als einen Grundpfeiler in seine Zertifizierungsanforderungen aufnahm und jährlich kontrolliert.
Die Bewässerung der Pflaumen erfolgt ausschließlich mit Schmelzwasser aus den Bergen, fossile Wasserressourcen werden nicht genutzt. Die Energie für die Pumpen des Bewässerungssystems wird aus Wasserkraft gewonnen. Immer häufiger stellen die Bauern Bienenstöcke in die Anbauflächen, um eine bessere Bestäubung der Pflaumenblüten zu erreichen.
Wie wichtig es ist, schon bei der Ernte auf alle notwendigen Hygienemaßnahmen zu achten, wurde den Bauern durch Schulungen im Rahmen eines von der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) implementierten Projekts nahegebracht. Die Bauern sind in der Lage, ein sicheres Lebensmittel, das zur Weiterverarbeitung geeignet ist, zu erzeugen. Frauen spielen in diesem Projekt eine besonders große Rolle. Vorwiegend sind sie es, die an den Schulungen teilnehmen und die etwa 50 Produktionsgruppen organisieren und kontrollieren.


Verarbeitung

Die Verarbeitung der Pflaumen findet im Tal, in der Stadt Dschalalabat statt. Seit 2017 ist die Verarbeitung durch den TÜV nach dem FSSC 22000 Standard zertifiziert. Der Bereich der Entsteinung wurde in Zusammenarbeit mit der GIZ komplett neu aufgebaut. Mittelfristig ist geplant, eine weitere Verarbeitungsanlage in den Bergen zu errichten, die ausschließlich mit regenerativer Energie betrieben werden soll.

 

Nachhaltigkeit

Die Pflaumen werden ausschließlich mit frischem Flusswasser und nicht mit fossilem Wasser bewässert. Die Energie für die Wasserpumpen wird zu 90% aus regenerativen Quellen gewonnen. Durch die Umstellung der Trocknung auf regenerative Energien soll der ökologische Fußabdruck der Wertschöpfungskette weiter gesenkt werden. Es laufen derzeit Tests zur Trocknung mit Wärmepumpen, welche zu 90% mit regenerativen Energien betrieben werden. Erste Ergebnisse zeigen, dass der Primärenergiebedarf dadurch um über 60% gesenkt werden kann. Auch die ökonomische Nachhaltigkeit spielt im Projekt eine wichtige Rolle. So bekommen die Bauern faire Preise für ihre Pflaumen bezahlt, die zwischen 30 – 60 % über den in Kirgisistan üblichen Marktpreisen liegen. Nicht zuletzt findet der Bereich der sozialen Nachhaltigkeit große Beachtung. Der Einhaltung von Sozialstandards bei der Verarbeitung wird ein hoher Stellenwert beigemessen und die Umsetzung wird durch „Naturland“ kontrolliert.

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